„Die Bilder der Aktion aus dem letzten Jahr haben für mich eher einen Eventcharakter, was bei mir arge Bedenken auslöst. Ich habe daher eine Anfrage an die Oberste Naturschutzbehörde gestellt, wer denn die Einhaltung dieser Vorgaben überwachen wird“, formuliert der Ortsvorsteher seine Bedenken. Und daher sei er im Fall der von den Behörden bereits bewilligten Aufräumaktion „CleanUp“ mit der Oberen Naturschutzbehörde in Kontakt getreten. Laut Friedsam sehe die Behörde das Vorhaben ebenfalls kritisch und hätte dem Veranstalter empfohlen, derartige Aktionen künftig besser außerhalb des Naturschutzgebietes durchzuführen.
Konkret solle es sich um etwa 20 Vorgaben halten, die bei der Aufräumaktion einzuhalten wären. „Es geht los damit, dass die Gebüsche nicht durchstöbert werden dürfen, dass die Gruppen nicht flächig, sondern hintereinander das Gebiet durchlaufen. Der angemeldete Drohnenflug ist zudem auch stark reglementiert“, erklärt der Ortsvorsteher. Er fragt sich: „Wird bei dieser Räumaktion das Fließgewässer geräumt oder geschieht das nur auf festem Grund? Das Gewässer ist mit seinem Fischbestand und den Wasservögeln sehr sensibel.“
Gute Absicht
Auf die Aufräumaktion der Stiftung Ahrtal sei Friedsam durch ein anderes Ortsbeiratsmitglied aufmerksam geworden, sich mit der Thematik doch mal genauer auseinanderzusetzen. „Klar, ich kann das verstehen, dass man den Müll da rausholt,“ räumt Friedsam ein, „aber das muss wirklich mit viel Bedacht durchgeführt werden und es sollte am Ende nicht darum gehen, wer den meisten Müll gesammelt hat.“ Der Ortsvorsteher vermutetet, dass dem „CleanUp“ von Behördenseite wohl etwas vorschnell zugestimmt worden sei.
Wie Friedsam betont, habe er keineswegs Schwierigkeiten mit der wohlwollenden Intention der Müllbeseitigung in der Natur. Jedoch fragt er sich, ob es denn nicht noch genug andere Orte gebe, die nicht in dem empfindlichen Naturschutzgebiet liegen, an denen genug Handlungsbedarf bestehe. „Gerade nach dem jüngsten Hochwasser ist doch so viel Müll wieder angeschwemmt worden, dass man sich doch auch an anderen Flächen austoben könnte.“
Das sagt der Veranstalter der Aktion
Mario Falkner, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Stiftung Ahrtal, betont gegenüber dem General-Anzeiger die strenge Einhaltung der Vorschriften. Jeder der Teilnehmer habe die zu befolgen, die freiwilligen Helfer sollen entsprechend unterrichtet werden. „Dafür gibt es diese Vorschriften, wie in dem Naturschutzgebiet umzugehen ist, damit man eben nichts kaputt macht.“ So sei geplant, die Teilnehmer in kleine Grüppchen einzuteilen. Etwa 30 Freiwillige hätten sich bislang zum „CleanUp“ angemeldet, viel mehr sollten es laut Falkner auch nicht werden. Mit 50 oder 100 Personen wolle man das Naturschutzgebiet nämlich nicht durchstreifen.
„Wir holen nichts aus der Erde heraus, sondern sammeln nur das, was angeschwemmt wurde oder herumliegt“, erklärt Falkner weiter. Auch Unterholz und Holz solle nicht entfernt werden. Wenn beispielsweise Glaskästen bereits im Boden versunken seien, wolle man diese auch nicht herausholen, „denn man weiß nicht, was sich darunter befinden könnte“. Der angesprochene Drohnenflug vorab sei beantragt, „um nach Wildtieren zu schauen, dass wir da gar nicht erst hingehen. Wir wollen die Tiere in dem Naturschutzgebiet nicht stören, deswegen gibt es auch kleine Gruppen.“
Die Führer der Kleingruppen würden für die Einhaltung der Vorschriften Sorge tragen, etwaigen Störenfriede würden sofort von der Aktion ausgeschlossen werden. „Was uns sehr wichtig ist, dass eben doch noch sehr viel Müll darin liegt“, sagt Falkner von der Stiftung Ahrtal. „Durch das jüngste Hochwasser wird da auch sehr viel angespült, was eben auch nicht gut ist.“ Wie Falkner sagt, wird dem „CleanUp“ im Februar gegebenenfalls im weiteren Jahresverlauf eine weitere Aktion folgen Der Sinziger Ortsvorsteher Friedsam kündigt an, dies mit Argusaugen zu verfolgen.
Vorsicht gilt einem neuen Ahr-Bewohner
Die Vorsicht bei Arbeiten im Naturschutzgebiet bei Sinzig hängt auch mit einem noch recht neue Ahrtalbewohner zusammen. Der Sinziger Ortsvorsteher Reiner Friedsam mahnt zur Vorsich denn: „Was mich persönlich sehr interessiert und auch sorgt, ist, dass in diesem Naturschutzgebiet an der Ahrmündung der einzige Biber in Rheinland-Pfalz in einem Mündungsgebiet bekannt ist.“ Dieser Ahr-Biber sei für ihn ein Lichtblick, der ihn trotz aller Hiobsbotschaften über bedrohte Arten und Lebensräume positiv stimme. „Ich finde das so genial, dass sich ein Biber bei uns an der Ahr nach der Naturkatastrophe angesiedelt hat und heimisch fühlt“, sagt Friedsam und lächelt.
Quelle: General-Anzeiger online, 16.01.2025 